How to Create and Deliver Intelligent Information

Sehen, was dahinter steckt – Augmented Reality und User Assistance

Wie ging das noch gleich?

Der Mensch von heute hat mit einer enormen Informationslast zu kämpfen: Es herrscht ein Überangebot an Informationen, die schnell überholt sind. Digitalisierung und Vernetzung, technisch hochkomplexe Maschinen, zahlreiche Produktvarianten – vor diesem Hintergrund ist es selbstverständlich, dass bei den Anwendern Wissenslücken bestehen.

Wenn ich mir als Anwender die Frage stelle „Wie ging das noch gleich?“, wünsche ich mir eine klare Antwort und eine schnelle Lösung! Keinen nervenaufreibenden Suchmarathon in einer 10 cm dicken Betriebsanleitung. Selbst die besten Informationen sind ohne Wert, wenn sie nicht dann zur Verfügung stehen, sobald ein Anwender sie benötigt. Unnötiges Suchen kostet Zeit, Zeit kostet Geld. Gefordert sind gezielte Informationsbereitstellung und aktive Unterstützung. Augmented Reality (AR) eröffnet neue Dimensionen, um den Anwendern effiziente Unterstützung zu bieten.

Augmented Reality – Die erweiterte Realität

Augmented Reality ermöglicht es, die „echte“ physikalische Welt durch digitale Informationen zu ergänzen. Bedeutet: Der Anwender einer Augmented-Reality-Anwendung sieht neben der „realen“ Welt zusätzliche Objekte z.B. 3D-Modelle oder Animationen, die von der AR-Anwendung generiert werden und in den Wahrnehmungsraum des Anwenders integriert werden.

Um die reale Welt erweitern zu können, muss diese zunächst erfasst werden. Hierbei kommen unterschiedliche Tracking-Verfahren zum Einsatz. Die AR-Anwendung prüft, ob in der realen Welt bekannte Muster erscheinen. Ein solches Muster kann beispielsweise ein 3D-Modell, ein Bild oder ein QR-Code sein. Allerdings können auch Sensor- oder GPS-Daten eingesetzt werden. Wird ein Muster erkannt, kombiniert die AR-Anwendung die reale Welt mit virtuellen Objekten. Hierbei stehen die virtuellen Objekte in dreidimensionalem Bezug zu den in der Realität vorhandenen Objekten.

Mit dem Fokus auf die Technische Dokumentation und User Assistance bedeutet dies:

Technische Informationen können kontextgebunden, multimedial und interaktiv in die Wirklichkeit des Anwenders eingebunden werden. Produktpräsentationen von bisher nichtexistierenden Produkten, intelligente Handlungsanweisungen, remote Assistenz durch Experten oder die Visualisierung von verborgenen Abläufen, im inneren eines Produkts können mit AR realisiert werden. Besonders prädestiniert für den Nutzen von AR-Anwendungen sind die Bereiche:

  • Produktion und Fertigung
  • Wartung, Service und Reparatur
  • Ausbildung und Schulung

Was bringt Augmented-Reality? Drei zentrale Vorteile beim Einsatz von Augmented Reality zur User Assistance

1.    Informationen für den Anwender anstelle von Dokumentation

Die Initiierung eines AR-Erlebnisses ist an den Kontext gekettet und untrennbar mit ihm verbunden. Hieraus ergibt sich ein naheliegender Vorteil: Die Informationsbereitstellung durch eine AR-Anwendung sorgt dafür, dass Handlungskontext und Nutzerszenarien bereits bei der Informationserstellung im Vordergrund stehen. Die Informationserstellung entwickelt sich fort von der klassischen Dokumentation hin zur maßgeschneiderten Information und Unterstützung für den Anwender.

2.    Das Ende von Frustration und langwierigen Suchen

AR unterstützt den Grundgedanken, sich vollkommen auf den Anwender und seine Bedürfnisse einzustellen. Dem Anwender werden exakt die Informationen geliefert, die auf seine konkrete Situation und seinen individuellen Kenntnisstand zugeschnitten sind und das völlig automatisch und ohne Suchen.

Die AR-Anwendung erkennt in welcher Situation sich ein Anwender befindet und liefert die benötigte Information. Die bereitgestellten Informationen können hierbei an den Kenntnisstand und das Aufgabenfeld des jeweiligen Anwenders angepasst werden. Jeder erhält nur die Informationen, die tatsächlich relevant für ihn sind.

So erhält beispielsweise ein Bediener völlig andere Informationen zu einer Maschine als ein Auszubildender oder ein Servicetechniker. Der Anwender wird aktiv im Handlungsablauf unterstützt, statt durch die aufwandsintensive Informationssuche immer wieder aus ihm herausgerissen zu werden. Alle benötigten Informationen werden in einer zentralen Anwendung kontext- und anwenderspezifische bereitgestellt – Das spart wertvolle Zeit, steigert die Effizienz und fördert ein positives Benutzererlebnis.

3.    Komplexes leicht verständlich machen

Durch Augmented-Reality-Anwendungen können komplexe Informationen einfach verständlich gemacht werden. Visualisierungen, Animationen und Text werden dynamisch im Wahrnehmungsraum des Anwenders zusammengefügt. Der Hauptvorteil hierbei – Informationen, wie Handlungsanweisungen oder Komponentenbezeichnungen, befinden sich nicht „starr“ in einer Betriebsanleitung. Alle benötigten Informationen werden direkt auf die jeweilige Maschine oder Komponente projiziert.

Ein anschauliches Beispiel:

An einer Maschine muss eine komplexe Reparaturarbeit vorgenommen werden. Von dem zuständigen Techniker kann nicht erwartet werden, dass er für alle möglichen Fälle geschult ist oder dass er immer exakt weiß, wie und in welcher Reihenfolge die jeweiligen Handlungsschritte auszuführen sind: Unser Techniker benötigt Unterstützung!

Deshalb setzt er seine Datenbrille auf und erhält eine Anleitung, die ihn Schritt-für-Schritt durch die Reparatur führt. Komponenten werden von der AR-Anwendung erkannt und an der Maschine farblich markiert. Eingeblendete Richtungspfeile zeigen, wie Bewegungsabläufe ausgeführt werden sollen. Bei Bedarf kann der Techniker einen Handlungsablauf auch als Animation abrufen. Diese Animation wird ebenfalls direkt auf die Maschine projiziert. Benötigtes Werkzeug, Warnhinweise und Tipps werden dynamisch eingeblendet und genau dann angezeigt, wenn sie für den Techniker von Bedeutung sind. Durch diese Form der Instruktion und die Visualisierung der Informationen direkt an der Maschine werden komplexe Handlungsabläufe verständlich.

Im Fokus der Anwendung steht hierbei immer der Anwender, seine Wahrnehmung und seine Perspektive. Durch Interaktion mit der Anwendung kann er die Darstellung der Information selbst anpassen oder beeinflussen. Schrittanleitungen werden nicht einfach nur durchlaufen. Sie werden erlebt. Der Anwender führt die Handlung, durch die Anwendung gestützt, aus. Parallel zum AR-Erlebnis nutzt er all seine Sinne. Das hilft (im wahrsten Sinne des Wortes) Informationen besser zu „begreifen“.

Lohnt es sich auf AR zu setzen?

Die Reaktion beim ersten AR-Erlebnis ist oftmals Staunen, gefolgt von wilden Mutmaßungen, was alles möglich sein könnte.

AR ist keine Wunderwaffe und kein Allheilmittel, sondern lediglich eine Technologie, die sich hervorragend eignet, um Anwender zielgerichtet zu unterstützen und komplexe Handlungsabläufe leicht verständlich zu machen.

Allein der Einsatz der Technologie reicht jedoch nicht aus, um dem Anwender die „perfekte“ Unterstützung zu liefern. Die kreativste AR-Lösung bringt nichts, wenn sie nicht auf die Bedürfnisse der Anwender zugeschnitten ist.

Ob es sich lohnt, auf AR zu setzen? Zugegeben, die Technologie rund um Augmented Reality befindet sich derzeit noch in der Entwicklungs- bzw. in der Erprobungsphase. Dies betrifft insbesondere die Punkte:

  • Tracking
  • Ausgabegeräte
  • Automatisierter Erstellungsprozess
  • Übersetzungsmanagement
  • Änderungsmanagement

Doch die interessanten Perspektiven, die AR bietet, sind meiner Meinung nach Grund genug, sich mit der Technologie auseinander zu setzen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Anwendungsfall. Es lohnt sich sicherlich nicht, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen: Ist der Anwendungsfall zu simpel oder handelt es sich um eine alltägliche Aufgabe, ist der Erstellungsaufwand kaum zu rechtfertigen.

Vor der Entscheidung für eine AR-Lösung sollte immer eine detaillierte Analyse von Zielgruppe, Anwendungsfall und Kosten-Nutzen-Verhältnis durchgeführt werden.

Es ist nicht nur legitim, sondern erforderlich, sich diese Fragen zu stellen:

Braucht der Anwender in dieser Situation überhaupt Unterstützung?

Ist AR überhaupt die richtige Form der Unterstützung, oder wäre eine andere Technologie (z.B. eine VR-Anwendung, ein Chatbot oder ein Utility-Film) besser geeignet?

Was denkst du über Augmented-Reality-Anwendungen zur User Assistance? Wo siehst du großes Potential? Wo Schwächen? Für deine Meinung ist in den Kommentaren Raum.


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