How to Create and Deliver Intelligent Information

Die Antwort der Technischen Dokumentation auf Industrie 4.0 lautet: Smart Content. Mit intelligenten Inhalten ändert sich die Art und Weise, wie wir mit dem Anwender kommunizieren. Von der einfachen Informationsvermittlung kommen wir zu Regelkreisen der Kommunikation, die ineinandergreifen: die Chain-of-Content. Diese Form der Kommunikation bietet ein Gegenmittel für die drohenden Gefahren von Fake Doku.

Wir verlieren den Boden unter den Füßen

Gerade beginnt der Berufszweig Technische Redaktion an Ansehen und Beachtung zu gewinnen, da ziehen ihm technische Entwicklungen schon wieder den mühevoll gewonnenen Boden unter den Füßen weg. Lernende Systeme sind dabei weniger eine Gefahr als der Mitmensch auf geänderten Kommunikationswegen.

Lasswell ins Altersheim

Wir erleben einen „Umbruch“ der Technischen Kommunikation – das ist schnell gesagt. Schauen wir genauer hin, sehen wir, dass uns buchstäblich die Basis genommen wird: Es ändert sich die Art und Weise zu kommunizieren. In diesem Jahr wurde sie 70 Jahre alt und erreichte damit das Pensionsalter. Gemeint ist die Lasswell-Formel, die mit dem Sender-Nachricht-Empfänger-Schema jahrzehntelang unsere Vorstellung von (Massen-)Kommunikation prägte.

Diese Informationsübermittlung war schon immer eine Einbahngasse vom Schreibenden zum Lesenden. Die technischen Entwicklungen machen daraus eine internationale Verkehrsdrehscheibe. Inhalte und Informationen fließen auch vom Anwender zum Redakteur: Mit Analyseverfahren und Statistiken stehen Daten darüber zur Verfügung, welche Inhalte der Anwender wie oft, wann und in welchem Kontext nutzt; Feedback und Kommentare liefern Inhalte vom Anwender zum Ersteller, bis hin zu Inhalten, die der Anwender selbst erstellt und verbreitet.

An die Stelle einer einseitig gerichteten Nachrichtenübermittlung treten geordnete Prozesse, die wie Glieder einer Kette ineinandergreifen:

  • Standardisierte Erstellung und Management von Inhalten
  • Übersetzungsprozess mit unterschiedlichen Kanälen
  • Verteilung von Inhalten – produktbezogen und anwendergerecht

Lernende Systeme füttern den digitalen Zwilling

Am Ende dieser Kette steht die Verteilung von Inhalten. Viele Anwender von Redaktionssystemen belächeln Dokumentation mit MS Word. Gleichzeitig sind sich aber alle darüber einig, dass PDF das Höchstmaß für Informationsvermittlung sei. Über standardisierte und modularisierte Inhaltserstellung gerät die für den Anwender passende Anleitung in Vergessenheit.

Mit den Anforderungen der Industrie 4.0 werden die Karten neu gemischt. Die allumfassende Betriebsanleitung hat ausgedient. Benötigt werden intelligente Inhalte in Pakete verpackt, die mit zusätzlichen Informationen versehen sind. Eine einheitliche Bauanleitung für solche Pakete liefert der iiRDS-Standard, dessen Verbreitung derzeit von der tekom und einem Konsortium betrieben wird.

Aber dieser Standard kann noch mehr: Er schafft ein Modell, mit dem die Technische Dokumentation für Software-Systeme erklärbar wird. Metadaten werden in Taxonomien miteinander in Beziehung gesetzt und wachsen zu einem Gesamtbild zusammen. Mit der technischen Abbildung dieses Beziehungsgeflechts ist ein lernendes System in der Lage, Zusammenhänge von anscheinend unzusammenhängenden Informationen zu erkennen.

Die technischen Informationen eines Produkts werden Bestandteil von dessen digitalem Zwilling, also dem virtuellen Datenuniversum, das jeder Komponente zugeordnet ist. Zusammen mit den Daten über Nutzung und Verbrauch sind diese Informationen im Internet der Dinge für alle Beteiligten zugänglich – Anwender, Hersteller, Zulieferer, Versorger …

Die dunkle Seite intelligenter Inhalte

Da eine Verkehrsdrehscheibe unübersichtlich ist, birgt sie auch Gefahren. Welche das sein können, zeigt ein Blick auf die Medienwelt. Dort haben die professionellen Vermittler von Nachrichten ihre Wächterrolle verloren. Neuigkeiten verbreiten sich auf vielen Wegen jenseits der fachlich betreuten Kanäle, darunter auch falsche Nachrichten, aus Unwissenheit oder böser Absicht gestreut.

Übertragen auf die Technische Kommunikation drohen ähnliche Effekte. Mangelhafte oder falsche Anleitungen in Wort oder Bild, die bestenfalls von nicht-qualifizierten Anwendern, schlimmstenfalls vom Mitbewerb platziert werden. Auch wenn der ursprüngliche Begriff eher verwerflich ist, man könnte von Fake Doku sprechen. Da tun sich neben Schäden für das Ansehen einer Marke oder eines Produkts auch rechtliche Fragen auf. Aus einzelnen – nicht-repräsentativen – Berichten geht hervor, dass diese Probleme keine theoretischen Was-wäre-wenn-Gedankenspielchen sind.

Gegenmittel gegen den Drehscheibenschwindel

Noch ist die Zeit vorzubeugen. Die Technische Redaktion muss auf die Umbrüche in der Kommunikation reagieren. Gegenmittel können standardisierte Inhalte und klar definierte Abläufe in einer Chain-of-Content sein – insbesondere in dem lange vernachlässigten Bereich der Verteilung von Informationen. Lernende Systeme können die Bearbeitungskette unterstützen, verändern aber auch Abläufe und Spielregeln. Genauso wie die Veränderungen der Daten- und Informationswelt, die intelligentere Inhalte von uns erwarten, aber neue Erkenntnisse über Produkte und Anwender ermöglichen.

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