Gastautor Christoph Beenen
Alles mit allem verlinken… oder warum vernetzte Informationen einen Servicetechniker glücklicher machen
Es ist 6:30 Uhr morgens und ich starte etwas übermüdet in einen neuen Arbeitstag.
Beim Frühstück lese ich auf meinem Tablet die neuesten Nachrichten aus der ganzen Welt, ich checke vorab schon mal meine E-Mails und sehe noch kurz nach, was sich bei Facebook und Twitter so getan hat. Bevor ich mich mit meinem Auto auf den Weg ins Büro mache, meldet mein Handy, dass das Gehalt für diesen Monat schon auf dem Konto angekommen ist.
Scheint ein guter Tag zu werden.
Da meine Frau ihren Standort in Echtzeit teilt, weiß ich schon, dass sie mittlerweile gut auf der Arbeit angekommen ist. Einem schönen Abend in unserem Lieblingsrestaurant steht also bis auf den Arbeitstag nichts mehr im Wege.
Ich mache mich auf den Weg zur Arbeit und umfahre dank meines intelligenten Navis ein paar Staus.
Schon fast am Büro angekommen, schaue ich verbotenerweise noch einmal kurz während der Fahrt auf meinem Handy nach, welche Termine meine Frau und ich heute sonst noch haben. Ich schaue zu spät hoch, kann nicht mehr bremsen und erwische meinen Vordermann noch deutlich spürbar am Heck seines Autos.
Während mein Auto bereits die Polizei verständigt hat, ärgere ich mich über mich selbst und bezweifle schon jetzt, dass wir wegen meiner verspäteten Ankunft im Büro das Essen heute Abend noch schaffen.
Im Büro angekommen starte ich meinen Rechner und melde mich im Netzwerk an.
Dann ein panischer Anruf eines Kunden: „Meine Maschine steht still … nichts geht mehr … Sie müssen sofort kommen!“
Kann die Maschine in knapp 20 Jahren bereits mit uns kommunizieren, Fehler melden und Lösungsansätze anzeigen? – Im Interview mit Dr. Michael Schaffner können Sie seine Sicht zur Zukunft lesen
Ich suche also alles zusammen, was ich voraussichtlich für meinen Kriseneinsatz brauche:
Im ERP (Enterprise-Resource-Planning System) finde ich nach einiger Sucherei eine Stückliste der Kundenmaschine.
Im (wahrscheinlich) passenden Ersatzteilkatalog finde ich nach ewiger Suche den (wahrscheinlichen) Übeltäter und kann in unserer Lagerhaltungssoftware mit Hilfe meines Kollegen sogar herausfinden, dass wir das entsprechende Ersatzteil tatsächlich hier haben.
Um sicherzugehen, dass ich auch wirklich das richtige Teil mitnehme, frage ich noch kurz bei den Kollegen nach, ob sie mir ein passendes 3D-Modell der Maschine zuschicken können. Es ist zwar wahrscheinlich nicht mehr aktuell, aber was soll’s … mehr habe ich halt im Moment nicht und weiter suchen dauert einfach zu lange.
Beim Kunden stelle ich fest, dass die Maschine mittlerweile umgebaut wurde und dass meine Vorbereitung völlig unnütz war.
Toller Tag … und das Essen mit meiner Frau kann ich jetzt erst recht vergessen.
Auf dem Rückweg ins Büro frage ich mich, warum jeder mit jedem irgendwie vernetzt ist, ich aber trotzdem in zig verschiedenen Programmen in zig verschiedenen Abteilungen die Informationen zusammensuchen muss, die ich für meinen Kriseneinsatz brauche.
Warum gibt es hier nicht auch diese geniale Vernetzung wie überall sonst und warum sagt mir die Maschine nicht so wie mein Auto, dass irgendetwas nicht stimmt?
Zurück im Büro brauche ich erstmals eine Zigarette und teile meinen Frust mit meinem Kollegen und Freund aus dem Marketing.
Es kommen mehr Kollegen aus der Konstruktion, dem Vertrieb und der Dokumentation hinzu und ich stelle fest, dass ich mit meiner Not nicht allein bin.
Ausgerechnet beim Rauchen erfahre ich vom Leiter der Dokumentationsabteilung, dass abteilungsübergreifend zusammen mit einem Dienstleister bereits an der Lösung dieses Problems gearbeitet wird. Von zentralen Metadaten und PI-Klassifikation ist die Rede … und davon, dass in Kürze Umfragen zur idealen Informationswelt einzelner Zielgruppen stattfinden sollen.
So leiten Sie Metadaten aus realen Anforderungen ab – ein Online-Leitfaden dazu hier im Blog
Ich bin sehr gespannt und frage, ob ich daran mitarbeiten kann. Eine neue Welt zu erschaffen, klingt doch zu verlockend und mein Frust (und sicher auch der meiner Frau) ist mittlerweile groß genug.
Zum Glück wurde in der Führungsebene meines Unternehmens erkannt, welch riesiges Potenzial in einer zentralen, systemunabhängigen Bereitstellung von Informationen sowie in einer zielgruppenorientierten Erstellung und Verwaltung dieser Informationsbausteine steckt.
Ich freue mich schon jetzt auf den Prototypen unserer neuen Informationswelt … und darauf, das Essen mit meiner Frau nachzuholen. Die weiß natürlich längst, aufgrund meines aktuellen Standorts und des per E-Mail angekommenen Fragebogens der Kfz-Versicherung, dass unser Essen heute ausfällt.
Und eigentlich hätte mir das die Maschine unseres Kunden auch schon gestern sagen können … oder?
Wir sind gespannt, ob dieser Wunsch in ein paar Jahren in Erfüllung geht. Und Servicetechniker in Zukunft die Restaurantabende dank „sprechender“ Maschine besser planen kann. 🙂
Den Originalpost finden Sie in diesem Blog der kothes GmbH
Christoph Beenen studierte Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt Nachrichtentechnik an der Hochschule Niederrhein und arbeitete dort im iNano-Institut als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Nach einer Tätigkeit als Entwicklungsingenieur arbeitete er seit 2008 als Technischer Redakteur bei kothes, schwerpunktmäßig im Bereich Beratung und Projektleitung. Seit 2016 ist Christoph Beenen als IT-Berater tätig. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt dabei auf dem Entwickeln innovativer Informationskonzepte und IT-Lösungen sowie auf Prozessoptimierungen.